Diese Lied wurde im Original der Carter-Family zugeschrieben, ob es wirklich von A.P. Carter ist weiß man nicht. Deshalb hier mal ein kleiner Abriss der Geschichte der Carter Family von Ralf Bauer:
„Keep On The Sunny Side“
The Carter Family
Die Reise der Carter Family in die Musikgeschichte begann an einem heißen Sonntagmorgen in den Bergen Virginias - es war der letzte Juli-Tag des Jahres 1927.
In dem kleinen Dorf Hamlet, etwas nördlich der Grenze zum Bundesstaat Tennessee, im Schatten der zerklüffteten Clinch Mountains gelegen, lädt ein hagerer Mann namens Alvin Pleasant Carter seinen alten Ford "T". Er feiert an diesem Tag seinen fünfunddreißigsten Geburtstag und hatte in der Vergangenheit seinen Lebensunterhalt als Farmer, Gemüseverkäufer und als Arbeiter im nahe gelegenen Sägewerk verdient. Seine große Liebe galt jedoch jeher der Musik, die er zusammen mit seiner Frau Sara in der Kirche und zu sonstigen gesellschaftlichen Anlässen zum Besten gab. Der Wunsch eigene Aufnahmen zu machen hatte sich in den vergangenen Monaten mehr und mehr verstärkt, denn gerade zu dieser Zeit hatten die großen Plattenfirmen die sogenannte Hill Country Music als gewinnträchtige Stilistik entdeckt und waren verstärkt in den ländlichen Gegenden unterwegs um die besten Musiker unter Vertrag zu nehmen. Bereits einige Monate zuvor waren A.P. und Sara nach Norton, Virginia gereist, um (ohne Erfolg) bei der Brunswick Company vorzusprechen. Lediglich A.P.`s Fähigkeiten als Fiddler waren für Brunswick von Interesse, nicht jedoch die Musik des Paares ihm Duo. Im März 1927 dann, hatte ein Händler der Victor Talking Maschine Company im nahen Bristol, Tennessee Mr. Carter auf einen interessanten Besucher aufmerksam gemacht. Sein Name war Ralph Peer, der im Sommer mit einem transportablen Aufnahmestudio nach Bristol kommen sollte um dort lokale Musiker aufzunehmen. A.P. nahm Kontakt mit Peer auf und vereinbarte für die A.P. And The Carter Stringband einen Termin für diese Session.
Der Tag war gekommen, Ralph Peer war eingetroffen und die Aufnahmen sollten tatsächlich beginnen. The Bristol Newspaper berichtete schon über dieses Ereignis und Mr. Carter las darin begeistert, daß im Jahr zuvor ein gewisser Ernest Stoneman angeblich 3600 Dollar für seine Aufnahmen erhalten hatte. Er jedoch hatte gegenüber Peer angedeutet, daß sie, wenn ihre Aufnahmen veröffentlicht werden würden, ganz gerne etwa 50 Dollar pro Titel erhalten wollten und selbst diesbezüglich äußerte sich seine Frau Sara noch immer pessimistisch: "Ain`t nobody gonna pay that much money to hear us singing." Doch A.P blieb optimistisch und lud schon mal Sara`s Autoharp, die alte Martin-Gitarre, sowie die beiden Kinder Gladys und Joe in den Wagen. Die Dritte im Bunde war Maybelle Addington Carter, Saras Cousine und Ehefrau von A.P.`s Bruder Eck. Seit siebzehn Monaten verheiratet war sie gerade mit ihrem ersten Kind schwanger - eine kleine zierliche Frau mit einer dicken Hornbrille auf der Nase, die durch ihr Gitarrenspiel und ihren hervorragenden Gesang seit Anfang des Sommers die Musik des Carter-Duos erheblich aufwerten konnte. Maybelles Mann war zunächst ganz und gar nicht von der Reise begeistert, doch gelang es A.P., ihn letztendlich von der (musikalischen) Bedeutung zu überzeugen. So machte sich Maybelle Carter, bepackt mit der alten Stella Gitarre ihres Mannes, mit auf Weg nach Bristol - zwar nur 25 Meilen entfernt, doch handelte es sich dabei um eine schlecht befestigte Straße, eine All-Weather Road, wie sie damals in den Karten gekennzeichnet war. Nach mehreren platten Reifen und Pannen kamen sie schließlich erschöpft in Bristol an und fragten sich, ob das Ganze letztendlich wirklich die Mühe wert war.
Die Aufnahmen waren für den kommenden Tag, den 1. August 1927 vorgesehen. Victor hatte in der 408 State Street (diese Straße stellte die Landesgrenze zwischen Virginia und Tennessee dar) zwei Stockwerke eines ehemaligen Möbelgeschäftes in ein provisorisches Tonstudio umgewandelt. Die Wände waren mit Decken abgehängt um das Echo zu mindern und eine kleine Bühne für die Musiker war ebenso aufgestellt worden. Aufgenommen wurde grundsätzlich mit einem einzigen Mikrofon, das neueste Modell von Western Electric und gerade mal seit einigen Wochen auf dem Markt.
Als die Carters eintrafen waren bereits andere Bands anwesend: eine Fiddle Band aus Galax, Virginia mit Norman Edmonds und J.P. Nestor, sowie die Band von Charles McReynolds, dem Großvater von Jim und Jesse McReynolds, die später als Bluegrassmusiker Karriere machen sollten. Der erste Eindruck, den Peer von den Carters hatte war wohl nicht gerade der allerbeste: "They wander in, he`s dressed in overalls and the women are country women from way back there - calico clothes on!" Doch als er sie schließlich hörte war dies alles schnell vergessen: "As soon as I heard Sara`s voice, that was it. I knew it was going to be wonderfull." Am Abend gegen 6.30 Uhr waren sie an der Reihe, saßen um das eine Mikrofon und begannen mit Bury Me Under The Weeping Willow, einem Titel mit langer Tradition, den alle schon seit ihrer Kindheit kannten. Es folgten zwei Duette, begleitet von Sara an der Autoharp und Maybelle an der Gitarre: Little Old Log Cabin By The Sea und Poor Orphan Child. Der nächste Song, The Storm Are On The Ocean, ein altes schottisches Volkslied, wurde hingegen wieder von allen dreien gesungen.
Peer, der natürlich daran interessiert war, für seine neue Firma Peer-Southern die Copyrights aller Tittel zu bekommen, ermutigte letztendlich erfolgreich A.P. seinen Namen unter jeden Titel zu setzen - eine Praxis, die sie über ihre gesamte Zusammenarbeit hinweg fortsetzten. Nach diesen ersten vier Titeln war Ralph Peer bereits so begeistert, daß er sie sofort für den nächsten Morgen wieder einlud um weitere Einspielungen vorzunehmen. Aus welchem Grund auch immer, lediglich Sara und Maybelle erschienen und mit deren Begleitung an der Gitarre spielte Sara zwei Titel ein: Wandering Boy und Single Girl, welcher der Hit dieser Session werden sollte. Als die Carters am späten Vormittag des 2. August ihre Rückreise antraten waren sie sich keineswegs bewußt, daß sie mit diesen sechs Titeln sowohl die amerikanische Musikgeschichte, wie auch ihr eigenes Leben verändert hatten.
Als rund einen Monat später jedoch die ersten Platten der Bristol-Sessions veröffentlicht wurden warteten die Carters zunächst vergebens und enttäuscht auf einen ihrer Titel. Erst am 4. November, nach elf anderen Musikern und Bands, wurde die erste Carter Family Platte, Victor 20877, mit Poor Orphan Child und Wandering Boy auf den Markt gebracht. Anfang 1928 folgten The Storms Are On The Ocean und Single Girl.
Im Frühjahr kam erneut Post von Ralph Peer, der die Carter Family zu neuen Recordings nach Camden, New Jersey einlud. Drei Fahrkarten nach New York waren enthalten und die Planung für zwölf weitere Titel zu diesem Anlaß. Aus musikalischer Sicht war diese zweite Session der entscheidende Durchbruch für die Carter Family. Vor allem Keep On The Sunny Side, das Lied, das zu ihrem Erkennungszeichen bei Live Auftritten und in ihren späteren Radio-Shows wurde. Eigentlich war es ein alter Titel, der bereits 1899 veröffentlicht und mit Copyrights versehen wurde (Lyricist Blenkhorn hatte die Idee zu diesem Titel in Bezug auf eine behinderte Cousine, die in ihrem Rollstuhl stets auf die sonnige Seite der Straße geschoben werden wollte), jedoch im Laufe des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich mit der Carter Family in Verbindung gebracht wurde. Fast gleichermaßen erfolgreich war ein weiterer alter Gospel: Anchored In Love. A.P. sang diesen Song in seiner Kirche in Mt. Vernon und kannte ihn seit Jahren aus einem alten Songbook von James D. Vaughan mit dem Namen Crowning Praise, in welchem eine ganze Reihe an Carter Titeln wiederzufinden sind. Der Text von James Rowe als auch das Arrangement sind dabei identisch aus diesem Songbook übernommen und es gilt auch aufgrund anderer Titel als wahrscheinlich, daß die Carter Family im Studio die einzelnen Stücke direkt aus diesem Buch heraus gespielt hat. Der dritte Tophit dieser Session war ein Standard, der bis heute nichts an seiner Bedeutung eingebüßt hat: Wildwood Flower. Ebenso ein Traditional ("My grandmother knew that song" erinnerte sich Maybelle Carter) der vermutlich auf I`ll Twine Midst The Ringlets ( I`ll Twine With My Mingles) von Joseph Webster aus dem Jahre 1859 zurüchgeht.
Maybelles Gitarre prägte mehr und mehr den Sound der Carter Family und brachte ihr bis zum heutigen Tage unanfechtbare Anerkennung auf diesem Gebiet.
Will You Miss Me When I`m Gone und River Of Jorden, von dem schwarzen Gitarristen Leslie Riddle, einem alten Freund der Familie, der einen entscheidenden Einfluß auf das Gitarrenspiel von Maybelle ausübte, folgten. Einer der absoluten Folk-Klassiker, John Hardy Was A Desperate Little Man, die Geschichte eines Virginia-Outlaws, der 1894 gehängt wurde, war ebenfalls bei dieser legendären Session vertreten. Die Version der Carter Family diente als Vorlage einer ganzen Reihe weiterer Aufnahmen dieses Stückes von Johnny Cash bis hin zu Bob Dylan.
Der Status der Carter Family ist für die Entwicklung der Country Music nahezu gleichzusetzen mit dem Jimmie Rodgers, der fast zeitgleich und über dieselben Kanäle seine kurze Karriere begann. Maybelle Carter hat darüber hinaus gitarristisch, auf ihre ganz eigene Art und Weise, die Grundlagen der "Folkgitarre" mitgeprägt und mit ihrer Gibson L-5 den Sound dieses Trios grundlegend festgelegt.
Auf Anchored In Love (Rounder 1064) sind die kompletten Victor-Recordings von 1927 - 1928 erhältlich - a milestone in Country Music History!
Quelle: Ralf Bauer
Carter-Family auf Youtube:
Hier ist unsere Adaption des Songs:
Keep on the sunnyside, alway on the sunnyside
Keep on the sunnyside –––– Sunnyside of life
Keep on zhe sunnyside, alway on the sunnyside
Keep on the sunnyside –––– Sunnyside of life
Ich schreib im Garten heute ein Gedicht
Doch mehr als eine Zeile schaff ich nicht
Die Luft ist lau ––– ich mach jetzt blau
Und klirrt das Banjo auch mit mächtig Phon
der Nachbar hat noch einen laut’ren Ton
Gitarre, Bass ––––– und sehr viel Spassss
Gesang und Tanz erfüllt die ganze Luft
dazu der wunderbare Bratwurstduft
und unser Chor ––––– der geht ins Ohr
So mancher feiert gerne laut und viel
ein Liedchen trällern ist sein größtes Ziel
wir machens vor -–––– mit viel Humor